Coverversionen:
Pure Laine
DJ:
Wolfgang Pollanz
Gestaltung:
Wolfgang Gärber
Lesung:
Wolfgang Bauer "Insalata Mista"

GÜNTHER
SCHWEIGER -
EIN FEST FÜR DINO
Frage:
Was ist Ihre Assoziation zum Begriff Dean Martin? Stichwortgeber von Jerry
Lewis? Everybody Loves Somebody? Amore? Reihenweise Schrottfilme?
Unvergessene Auftritte in Sons of Katie Elder (Henry Hathaway), The
Young Lions (Edward Dmytryk) und Rio Bravo (Howard Hawks)?
Frank Sinatra und Sammy Davis jr.? Latin Lover? Alkohol in seinen
verschiedensten Erscheinungsformen?
Er
war Tankwart, Stahlarbeiter, Boxer und kleiner Wettganove, aber nach einer
Nasenoperation und der Verwandlung von Dino Crocetti in Dean Martin begann
der Aufstieg zum ersten Superstar des Medienverbundes: Hitparade, Las
Vegas, Filmstar und TV-Straßenfeger mit der "Dean Martin Show".
Es gab keine Grenzen und für jedes Medium hatte er den Schlüssel. Viel
mehr als Sinatra oder Elvis steht Dino für das große Geheimnis, das
hinter dem Begriff 'Superstar' steckt. Von der Person Dean Martin weiß
die Welt praktisch nichts, nicht einmal im Alter lässt er sich auf ein
sicher gut bezahltes, seine Karriere abrundendes Interview ein. Aber sein
Image vereinigt, wie kein anderes, die heilige Dreieinigkeit Amerikas:
Prunk, Schmalz und Geld. Und während sein Ruhm und sein Vermögen stetig
anwuchsen, zog es Dino immer mehr in die Dunkelheit auf die andere Seite
der Glitzerwelt. Aber auch wenn die Person in ihrem selbst gewählten Exil
blieb, nahm die Legende Dean Martin, ohne sich um den kranken Körper zu
kümmern, der die Welt noch mit seiner Anwesenheit beehrt, ihren eigenen
Weg in die Unsterblichkeit. Und so wird sein Gesamtwerk zwar noch immer
nicht auf CD wieder - veröffentlicht, aber es mehren sich die Zeichen
(sein Name wird von verdächtig vielen Musikern, egal welcher Herkunft,
als Referenz verwendet), dass seine Anerkennung nicht nur als
Entertainment - Ikone, sondern auch als Sänger der ersten Garde nicht
mehr lange auf sich warten lässt. Er hat sich selten um irgendetwas
gekümmert und ganz sicher nicht um Sprichworte wie "Man soll die
Feste feiern, wie sie fallen". Warum warten auf Anlässe, Geburtstage
oder diverse andere Jubiläen? Dean Martin hat so etwas nicht notwendig
und Freigeister, die ihn ehren wollen, schon gar nicht. Also ließ man
unter einem klassischen Dino-Porträt im Kulturhauskeller - der nie mehr
so schön sein wird wie an diesem 21.06.1991 - 'Pure Laine"
antreten, einer Band, der man blind die Songs, die vom Meister selbst
intoniert worden (und vielleicht noch einmal werden?), anvertrauen kann,
da sie die Seele eines Songs versteht. Sie bretterten sich auch dann mit
Genuss und Leidenschaft durch das klassische Martin-Repertoire von Houston
über Things und King Of the Road bis zum natürlich
unverzichtbaren Everybody Loves Somebody, ohne jemals den
Respekt zu verlieren, gar in die Parodie abzugleiten oder die eigene
Identität zu verleugnen. So standen schon allen die Tränen der Freude in
den Augen, als dann Wolfgang Bauer als Tribut an Mr. Martin an die
Rezitation seines Nummerndramas ging. Ein Abend, der rücksichtslose
Sentimentalitätsschübe auslöst, die man nur mit Dean Martins "20
Original Hits" bekämpfen kann - und ein Abend, der als Beweis für
die Richtigkeit der Aktion "Gegen die Verbitterung in der Kunst"
seinen Platz im Hirn, im Herz und in den Annalen hat.