Gegen-Sätze
eine Installation von Herbert Soltys
09. - 15. Juni
2003
Landhaushof / Graz
Idee und Konzeption: Herbert Soltys
Durchführung: Fedo Ertl, Christian Marczik,
Intro-Graz-Spection
Ein Projekt von
Graz 2003 -
Kulturhauptstadt Europas
in
Kooperation mit der Intro-Graz-Spection
Kunsttaxi 878
Foto: Heinz Pachernegg
Im Rahmen des von Christian Marczik und
Fedo Ertl initiierten Kunsttaxi-Projektes,
das durch die Idee einer mobilen Galerie mit der wörtlich zu
nehmenden Möglichkeit besticht, Kunst - sehr entspannt und
fernab vom institutionalisierten Ausstellungsbetrieb - zu
"erfahren", wird Herbert Soltys mit seinen
"Gegengeschichten - Graz 2003" im Grazer
Landhaushof (Herrengasse 16) einmal mehr demonstrieren, dass
man dieserorts viele Sprachen spricht.
In einem semitransparenten Kubus,
dessen optische Präsenz im Tag-Nacht-Rhythmus variiert,
werden auf vier Monitoren ebenso viele in Graz lebende
Personen unterschiedlicher Provenienz gezeigt, die ein von
Soltys entwickeltes Textkonzept in Form einer systematischen
Abfolge von "Du- und Es-Sätzen" rezitieren. Soweit
nachvollziehbar. Es wäre jedoch nicht Soltys, würde er dem
Betrachter lediglich bequem zu Konsumierendes in der
Querarkade des beschaulichen Innenhofs darbieten.
Allerspätestens beim ersten Hinhören wird erfasst, dass
durch einen bewussten Austausch der Stimmen nicht nur die
Identität der Protagonisten, sondern mitunter auch deren
Geschlechtlichkeit fraglich wird, womit eine präzise
koordinierte Verwirrung um Sprache und deren Künstlichkeit,
die Glaubhaftigkeit des Wortes und letztlich ein Ringen um
Wahrnehmung, Manipulation und Realität in Gang gerät.
Es wäre auch nicht der vielseitig versierte
"Vollblutmaler" Soltys, würde er angesichts derart
installationslastigem Kontext seine primäre Domäne
negieren: Vielmehr dient ihm der Kubus - ein übrigens im
Schaffensprozess stets wiederkehrendes Element - als
gefügiges Medium, den kontinuierlich betriebenen Anspruch
auf die Dreidimensionalität des Bildes zu verwirklichen.
Offenbar wird das exakt dann, wenn die tagsüber gewahrte
Anonymität der Wände allabendlich durch die
Innenbeleuchtung des Würfels aufgegeben wird und schlagartig
die unverkennbare Handschrift Soltys an deren Stelle tritt:
als imposantes, malerisches Geflecht von Köpfen, Porträts
und bisweilen zu Grimassen verzerrten Gesichtern, welches
selbst Boden und Plafond nicht ausspart und sich so zur
raumgreifenden, vernetzten Bilderflut formiert.
Sponsoren: Stadt
Graz, Land Steiermark, Bundeskanzleramt
/ Sektion Kunst
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