| G.R.A.M. Notizen
      zu Mayflower  
      
       Der
      große amerikanische Traum. Schon in der Arbeit "Ford
      Dreamlover" (1997/98) – die Flower-Power - Ästhetik eines in den
      Siebzigerjahren in Österreich gekauften Spielzeugautos wurde in Los
      Angeles auf ein reales Automobil übertragen und über eine in Österreich
      produzierte Siebdruck-Auto-Schutzabdeckung wieder in die Heimat
      transferiert – beschäftigte G.R.A.M. mit dem Mythos Amerika.
       Das Grazer Künstler-Kollektiv
      hantierte – an der Schnittstelle von Kunst und Alltag – mit einer
      klischeehaften, einprägsamen Bilder- und Zeichenwelt. Im
      Projekt Mayflower
      treibt G.R.A.M. diese Analyse des Transfers subjektiver und kollektiver
      Mythen weiter. Im Dialog mit der Band Bloom
      05 wird ein großer europäischer Traum inszeniert: jener, wie Amerika
      zu sein hat. Für den Auftritt von Bloom
      05 in der Galerie des österreichischen Künstlers Hubert Schmalix in
      Los Angeles ist die Produktion eines Bühnenprospektes geplant: Simulation
      eines Raumes, realisiert durch Airbrush-Malerei auf PVC-Folie. Das in Österreich
      von G.R.A.M. entworfene Motiv wird von professionellen Airbrush-Malern aus
      Los Angeles ausgeführt. Eine imaginäre Kulisse entführt das Publikum
      aus dem realen Raum, steigert, intensiviert den Charakter der Bloom
      05 – Songs.
 Bewusst
      greift G.R.A.M. bei dem illusionistischen Eingriff auf Airbrush-Malerei
      zurück: ein im traditionellen Sinn "nicht kunstwürdiges"
      Medium, das vornehmlich zur Dekoration von Automobilen und Motorrädern
      eingesetzt wird. Ein Medium, das vielfach dazu dient, Träume,
      Wunschphantasien, Szenen vorgeblicher "heiler Welt" zu
      visualisieren. Wie ein Vorhang soll die mit starken räumlichen
      Komponenten arbeitende Szenerie den Bühnenraum rahmen. Die Kombination
      mit einer Videoarbeit ist denkbar, schon in "Mallory Pier"
      (1995) setzte G.R.A.M. ein großformatiges Airbrush-Gemälde mit einem
      Video in Beziehung.
 G.R.A.M. ist nicht an
      einer kritischen Hinterfragung von Zerrbildern interessiert, vielmehr geht
      es um das lustvoll-sinnliche Aufzeigen eigenständig entwickelter Codes:
      Modifikation als Reaktion auf den von Kino, Popmusik, Werbung, Mode etc.
      geprägten kulturellen Import. Mayflower erzählt Geschichten
      von Reisen, Bewegung, Transport, von Austausch und Anerkennung. Zitat Jean
      Baudrillard: "Los Angeles und New York liegen im Mittelpunkt der
      Welt. Man muss es zugeben – selbst wenn uns davon irgend etwas
      begeistert und zugleich enttäuscht". (Intro-Graz-Spection, Mai 1999)    zurück |