1991

Ein Fest für Dean Martin

21.06.1991

Kulturhauskeller

Konzept: Christian Marczik

Coverversionen: Pure Laine

DJ: Wolfgang Pollanz

Gestaltung: Wolfgang Gärber

Lesung: Wolfgang Bauer "Insalata Mista"

Wolfgang Bauer

GÜNTHER SCHWEIGER - EIN FEST FÜR DINO

Frage: Was ist Ihre Assoziation zum Begriff Dean Martin? Stichwortgeber von Jerry Lewis? Everybody Loves Somebody? Amore? Reihenweise Schrottfilme? Unvergessene Auftritte in Sons of Katie Elder (Henry Hathaway), The Young Lions (Edward Dmytryk) und Rio Bravo (Howard Hawks)? Frank Sinatra und Sammy Davis jr.? Latin Lover? Alkohol in seinen verschiedensten Erscheinungsformen?

Er war Tankwart, Stahlarbeiter, Boxer und kleiner Wettganove, aber nach einer Nasenoperation und der Verwandlung von Dino Crocetti in Dean Martin begann der Aufstieg zum ersten Superstar des Medienverbundes: Hitparade, Las Vegas, Filmstar und TV-Straßenfeger mit der "Dean Martin Show". Es gab keine Grenzen und für jedes Medium hatte er den Schlüssel. Viel mehr als Sinatra oder Elvis steht Dino für das große Geheimnis, das hinter dem Begriff 'Superstar' steckt. Von der Person Dean Martin weiß die Welt praktisch nichts, nicht einmal im Alter lässt er sich auf ein sicher gut bezahltes, seine Karriere abrundendes Interview ein. Aber sein Image vereinigt, wie kein anderes, die heilige Dreieinigkeit Amerikas: Prunk, Schmalz und Geld. Und während sein Ruhm und sein Vermögen stetig anwuchsen, zog es Dino immer mehr in die Dunkelheit auf die andere Seite der Glitzerwelt. Aber auch wenn die Person in ihrem selbst gewählten Exil blieb, nahm die Legende Dean Martin, ohne sich um den kranken Körper zu kümmern, der die Welt noch mit seiner Anwesenheit beehrt, ihren eigenen Weg in die Unsterblichkeit. Und so wird sein Gesamtwerk zwar noch immer nicht auf CD wieder - veröffentlicht, aber es mehren sich die Zeichen (sein Name wird von verdächtig vielen Musikern, egal welcher Herkunft, als Referenz verwendet), dass seine Anerkennung nicht nur als Entertainment - Ikone, sondern auch als Sänger der ersten Garde nicht mehr lange auf sich warten lässt. Er hat sich selten um irgendetwas gekümmert und ganz sicher nicht um Sprichworte wie "Man soll die Feste feiern, wie sie fallen". Warum warten auf Anlässe, Geburtstage oder diverse andere Jubiläen? Dean Martin hat so etwas nicht notwendig und Freigeister, die ihn ehren wollen, schon gar nicht. Also ließ man unter einem klassischen Dino-Porträt im Kulturhauskeller - der nie mehr so schön sein wird wie an diesem 21.06.1991 -  'Pure Laine" antreten, einer Band, der man blind die Songs, die vom Meister selbst intoniert worden (und vielleicht noch einmal werden?), anvertrauen kann, da sie die Seele eines Songs versteht. Sie bretterten sich auch dann mit Genuss und Leidenschaft durch das klassische Martin-Repertoire von Houston über Things und King Of the Road bis zum natürlich unverzichtbaren Everybody Loves Somebody, ohne jemals den Respekt zu verlieren, gar in die Parodie abzugleiten oder die eigene Identität zu verleugnen. So standen schon allen die Tränen der Freude in den Augen, als dann Wolfgang Bauer als Tribut an Mr. Martin an die Rezitation seines Nummerndramas ging. Ein Abend, der rücksichtslose Sentimentalitätsschübe auslöst, die man nur mit Dean Martins "20 Original Hits" bekämpfen kann - und ein Abend, der als Beweis für die Richtigkeit der Aktion "Gegen die Verbitterung in der Kunst" seinen Platz im Hirn, im Herz und in den Annalen hat.

 


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